"Hier können alle über ihr Hobby quatschen, wie sie wollen, und das ist ganz geil"

Von der fixen Idee zum Fan-Treffpunkt: Unser Autor Erik Körner hat mit den drei Köpfen hinter dem Plattenladen Pop Sub gesprochen.

"Hier können alle über ihr Hobby quatschen, wie sie wollen, und das ist ganz geil"
Quelle: Sebastian Igel

Wie seid ihr auf die Idee für Pop Sub gekommen?

Kevin Schulz: Wir sind durch Köln-Ehrenfeld geschlendert und haben dieses Ladenlokal gesehen. Wir dachten uns: das ist perfekt für alles Mögliche. Es gab keine grobe Idee. Also, klar, das Büro, in dem Fleet Union war, wurde irgendwann zu klein. Mein altes Black-Screen-Büro und -Lager wurde 2020 dann auch immer kleiner, als ich drei, vier neue Leute eingestellt habe. Wir hatten es bei dem Lokal schon mal versucht, haben es aber nicht bekommen.

Um Weihnachten 2020 wollte ich privat nach einer Wohnung gucken. Ich habe dann aber gesehen, dass das Ladenlokal wieder inseriert wurde. Dann haben wir es nochmal versucht. Benjamin war die tragende Kraft, die gesagt hat: Wir machen das. Wir gehen da morgen hin und gucken, dass wir das bekommen. Danach sind die Ideen nach und nach entstanden. Black Screen Records macht seinen Plattenladen da rein; Benjamin und die Fleet-Union-Truppe dachte darüber nach, hier Pop-Up-Events mit Bands, Akustik-Sets, Signing Sessions, und so weiter zu veranstalten.

Benjamin Mirtschin: Wir haben riesige Fensterfronten, das sieht sowohl von innen geil aus als auch von außen. Durch die Location hat sich einfach so viel ergeben, dass man sich hier alle möglichen Arten von kleinen Events vorstellen kann, die nicht direkt Konzerte sind. Und weil das Ladenlokal so gut liegt, wurde uns allen schnell klar, das kann ein Ort werden, wo wir gerne arbeiten gehen wollen und wo Leute sicherlich gern hinkommen.

Hattet ihr außerhalb des Retail-Angebots eine Vision, was aus dem Laden später werden soll?

Schulz: Uns war schnell klar, dass wir eine Räumlichkeit für alle Kulturschaffenden in Köln, NRW und Umgebung anbieten wollen, die Bock drauf haben. Wir wollten kein neues Elbenwald oder GameStop werden, wo, ich sage mal, recht unemotional Produkte reingestellt werden und man möglichst viel am Ende des Tages verkaufen muss. Unser Slogan ist "a space for music, gaming and pop culture", und das wollten wir alles vereinen. Auch um Leuten aus der Community, Gleichgesinnten, einen Raum zu bieten, um ihre Leidenschaft für Musik und Gaming auszuleben. Obendrein wollen wir coole Produkte und Events anbieten. Das ist, glaube ich, was uns abhebt.

In diesem Plattenladen schütteln sich Kratos und Japanese Breakfast die Hände
Seit Oktober kann man in Köln-Ehrenfeld Indie-Vinyl und Gaming-Merchandise kaufen, und das im selben Laden. Hinter Pop Sub steckt nicht bloßes Profitinteresse, sondern der Wunsch, subkulturelle Barrieren einzureißen.
Das Portrait von Pop Sub findet ihr hier.

Mirtschin: Kevin kommt eher aus der Gaming-Ecke als Sebastian und ich. Wir finden das aber trotzdem alles cool und wollten eine Art Entstigmatisierung bewirken. Ich habe oft ein Problem, in einen Comic- oder Videospielladen zu gehen, weil die oft einen gewissen Vibe ausstrahlen, der nicht sehr einladend ist. Es gibt so eine Gatekeeper-Funktion und ich glaube, so geht es vielen Leuten auch mit Plattenläden. Es gibt Läden, da geht man nicht gern rein, weil man gefühlt nur beäugt wird. Wir wollten, dass unser Lokal einerseits jünger und andererseits so einladend für so viele Menschen wie möglich ist. Wir haben jetzt drei Wochen auf und hier waren über 60-jährige, die das interessant fanden, Mütter mit Kindern, die sich Pokémon-Karten geholt haben, und andere, die sich einfach die neue Platte von Lucy Dacus kaufen wollten.

Sebastian Igel: Da finde ich ja spannend: Es kommt eine Person rein, die im Schaufenster eine Platte sieht, die sie gut findet. Dann guckt sie dennoch durch den ganzen Laden, selbst wenn sie mit Gaming nichts am Hut hat, es aber spannend findet. Dann findet sie vielleicht noch ein Puzzle und nimmt sich das mit. Andererseits finde ich es auch ganz geil, dass wir Leute zusammenbringen, die fürs Gaming hier sind und dann durchs Plattenregal mit der Indie-Musik gucken.

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