Ist die Gamesbranche ein guter Arbeitgeber?

Gamestudios locken IT-Fachkräfte mit hohen Gehältern an. Doch reicht das? Wir haben nachgefragt, was die Branche sonst noch zu bieten hat.

Ist die Gamesbranche ein guter Arbeitgeber?
Will man überhaupt an Konferenztischen in Spielestudios sitzen? (Quelle: InnoGames)

Bis vor einer Woche galt Innogames noch als Vorzeige-Spieleentwickler. Denn seit einem Jahr wissen Bewerber*innen genau, was sie dort verdienen können. Das Jobportal Stepstone hat sogar mit dem "Traumjob Gamedesigner" geworben. Jetzt hat Innogames allerdings knapp ein Fünftel seiner Belegschaft entlassen. Neben den Kündigungen ist auch Crunch nach wie vor ein Thema in der Branche. Das wirft die Frage auf, was diese Softwareentwickler*innen eigentlich zu bieten hat.

Fest steht, dass die Branche die Entwickler*innen dringend braucht. "Die Gamesbranche leidet stark unter dem Fachkräftemangel", sagt etwa Felix Falk vom Lobbyverband Game. Neun von zehn Unternehmen hätten Schwierigkeiten damit, Programmierer*innen einzustellen. "Besonders groß ist auch die Nachfrage nach Expertinnen und Experten auf Senior-Level", sagt er. Spieleentwicklung sei in Deutschland eine Sache des Mittelstands, heißt es in den jährlichen Berichten des Lobbyverbandes Game – und genau der wird von der eskalierenden Gehaltsspirale und dem Wettbieten um die mangelnden Fachkräfte unter Druck gesetzt.

Dabei stehen die Spielefirmen in starker Konkurrenz mit anderen Unternehmen. "In den Bereichen Programmierung und Test ist es am schwierigsten, Leute zu finden, weil die nicht nur in der Gamesbranche gesucht werden, sondern überall", sagt Stephan Vogler, einer der Gründer von Cipsoft, die das seit 1997 laufende Onlinerollenspiel Tibia entwickeln.

Das Gehalt schon vor der Bewerbung zu kennen wird selbst zur Werbebotschaft. (Quelle: InnoGames, Step Stone)

Ein Jahresgehalt als Bonuszahlung

"Vor allem seit Corona ist die Suche nach neuen Mitarbeitenden schwieriger geworden", sagt er. "Die Zahl der Bewerbungen ist zurückgegangen und wir müssen mehr Aufwand betreiben, mehr ausschreiben und länger warten, bis wir gute Bewerbungen bekommen."

Dabei hatte das Unternehmen während der Pandemie seine umsatzstärksten Jahre. "Als Onlinespielemacher haben wir von der Zeit profitiert, in der die Menschen auf der ganzen Welt wegen Corona alleine zu Hause saßen und Computerspiele eine der wenigen Möglichkeiten waren, etwas mit anderen zu erleben."

An diesem Erfolg lässt Cipsoft seine Angestellten teilhaben – mit Bonuszahlungen. Die betrugen in diesem Jahr neun Monatsgehälter, in den beiden Jahren davor sogar jeweils ein ganzes Jahresgehalt. Im schwächsten Jahr seien laut Vogler 18,5 Prozent des Jahresgehalts als Bonus ausbezahlt worden.

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