Über Steam kommen Sexgames aus der Nische in den Mainstream

Auf der wichtigsten Plattform für Computerspiele erscheinen immer mehr Erotik- und Pornospiele. Sex-Games könnten so im Gaming-Mainstream ankommen.

Über Steam kommen Sexgames aus der Nische in den Mainstream

Viel Zeit fürs Vorspiel lässt sich das angeblich besonders unanständige Hausmädchen nicht. Schon im Hauptmenü von Super Naughty Maid präsentiert sich die junge Japanerin fast nackt. Das Spiel, das sich auf der Computerspielplattform Steam kaufen lässt, verspricht "unanständige Kommentare", mit denen das Hausmädchen der männlichen Spielfigur alles über Sex beibringen möchte.

Es ist eine steile Lernkurve. Nach etwas nicht untertiteltem Dirty Talk geht es gleich zur Sache. Vom Blowjob über die Missionarsstellung bis zum Doggystyle klickt man sich durch das Repertoire der Standardstellungen. Erträgt man das gerenderte Geschaukel lange genug, darf man per Klick von einem cartoonhaft-schleimigen Geräusch begleitet ejakulieren. Hurra, Game over!

Der Sex, den das Spiel simuliert, ist weder besonders sexy noch sonderlich interaktiv. Eigentlich könnte man sich das, was hier als Videospiel verkauft wird, genauso gut auf einschlägigen Pornoclip-Plattformen anschauen. Der einzige Unterschied wäre, dass man nicht selbst auf den "Ejaculate"-Button klickt.

Super Naughty Maid ist bereits von 2012, trotzdem taucht es 2019 plötzlich in den Verkaufscharts von Steam, der wichtigsten Plattform für PC-Spiele, auf. Publisher Denpasoft hat die gelockerte Geschäftspolitik des Steam-Betreibers Valve genutzt, um den Nischentitel einem breiten Publikum zugänglich zu machen.

Auf Steam ist alles erlaubt

Seit vergangenem Juni ist auf Steam sinngemäß alles erlaubt, was aus Sicht der Plattformbetreiber nicht illegal ist. Davor gab es jahrelange Diskussionen über Qualitätskontrolle und Zensur durch Verkaufseinschränkungen. Das Einlenken kommt einer Resignation von Valve gleich. Nun sollen die 90 Millionen aktiven Steam-Nutzer selbst entscheiden, welche Spiele sie sehen wollen.

Unter Entwickler*innen herrscht dafür Aufbruchstimmung. Zunächst trauten sich nur wenige, die Grenzen der vagen Steam-Inhaltsregeln auszutesten. Jetzt aber fluten billig produzierte Puzzlespiele mit unbekleideten Anime-Mädchen, unzensierte Visual Novels und 3D-Sex-Simulatoren die Plattform. Schon eine Suche nach dem Begriff "Hentai" bringt hunderte solcher Ergebnisse.

Dass Steam jetzt sexuell explizite Spiele zulässt, ist laut Nina Kiel nicht zu unterschätzen. Die Journalistin beschäftigt sich seit Jahren mit der Darstellung von Sexualität in Videospielen, etwa im Podcast-Format "Random Encounters".

"Noch bleibt abzuwarten, ob und inwieweit das Angebot kuratiert wird" sagt sie. "Aktuell setzt es sich vor allem aus Kuriositäten zusammen. Es ist schwierig, in dem Wust aus überwiegend unterdurchschnittlichen Neuerscheinungen die wenigen guten, ausgereiften Produkte ausfindig zu machen."

Pornospiele kommen im Mainstream an

Videospiele haben eine eher verkrampfte Beziehung zum Sex. Der mit Controller-Gesten gesteuerte Geschlechtsakt aus Heavy Rain sorgt noch heute für Lacher, die Stripperinnen aus Duke Nukem 3D sind ein peinliches Relikt aus den sexistischsten Anfangstagen des Gamings.

In den Kommentaren auf Steam freuen sich viele Nutzer über Kuriositäten wie Super Naughty Maid, sie feiern die Ankunft echter Pornospiele. Bisher musste man solche Titel auf dubios wirkenden Websites kaufen.

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